Lost and found
Fundgrube des Lebens: es gibt zwei davon. Eine mit den Dingen, die ich gefunden habe und eine Fundgrube angefüllt mit den Dingen, die ich verloren habe. Der erste Raum ist der nicht wirklich existente, lichtdurchflutete, innere Raum der heiteren Kuriositäten. Wie die Station im Watt, die ich nach Zählen meiner Schritte in etwas diffuser Richtung gen Priel gehend dadurch wiederfand, dass ich mit dem rechten Fuß auf den mittlerweile eingesandeten Markierungspfahl trat. Oder das ebenfalls im Watt verlorene Thermometer, das genau dort gut zu finden war, wo meine Mitdoktorandin beim letzten Niedrigwasser verzweifelt gesucht hatte. Hier ist auch die Erinnerung an das Finden von Freunden verwahrt. Das Kostbarste überhaupt.
Der andere Raum, die Fundgrube der verlorenen Dinge, der Verluste, ist zwar auch imaginär, aber gleichzeitig auch real. Es ist ein dunkler muffiger Raum. Ich suche ihn so gut wie nie auf. Nicht nur, dass die Wände von undefinierbarer Farbe sind, an der Decke gibt es nur eine nackte Glühbirne, die zu wenig Licht in das fensterlose Dunkel bringt. Die Verluste meines Lebens sind nicht ordentlich gestapelt, sondern liegen bunt, wild, ungeordnet herum. Sie sind von außen nicht zu erkennen, verpackt in zerbrechlich mürbes Papier, schimmlige feuchte Pappkartons. Nur ungern gehe ich hinein, meine Nase sagt mir, ich sollte lieber draußen bleiben. Beim Öffnen eines Kartons klebt die weiche Pappe an meinen Händen. Widerlich. Eigentlich möchte ich nur raus. Aber meine Neugier auf mich selbst lässt mich bleiben und in den Karton sehen.